LMU-Princeton Summer Graduate Seminar

Dissent and Discord: Practices, Politics, and Poetics.

Illustrated artwork of Statue of Liberty with individuals shaking arms

Illustration is Statue of Liberty by Keith Haring (1986).

 

LMU-Princeton Summer Seminar

to be held at Princeton University, June 9-13, 2024

Organized by Joel LandeSusanne Reichlin, and Carlos Spoerhase

Since the emergence of vituperative poetry in the ancient Mediterranean and extending up to contemporary debates over speech as violence, techniques for the articulation of verbal disagreement have been decisive in the formation of human society. This four-day seminar will inquire, in a historically sensitive fashion, into the different ways that cultures regulate the expression of discord as well as the vital yet precarious role that controversy plays in the creation and sustenance of social order. Our focus will be on what Immanuel Kant once called our “unsocial sociability,” the dynamic tension of integrative and disintegrative forces that make human society possible. Our discussions will concentrate on the rhetorical forms and institutional settings responsible for organizing verbal conflict and channeling it into modes of confrontation that circumvent physical hostility. We further wish to delve into the affective tonalities—from anger to indifference and enthusiasm to distrust—that attend acts of verbal contestation. The role of affective response is crucial to how polemic works to solicit the approbation of an imagined or concrete public. Language, in other words, creates ‘publics’ of disagreement, while social institutions control the boundary between disagreement and combat, between verbal and physical conflict.

Our four days of discussion shall aim to achieve a better understanding of how different historical environments and textual formats develop higher or lower tolerances for the expression of disagreement and critique. Some guiding questions for the seminar include: What is an intolerable or illegitimate attack at a given time and place? What rhetorical or hierarchical power structures regulate articulations of difference? What are the social repercussions of illicit criticism? How do different settings organize the circulation of contrary statements or opinions? How do literary texts and literary genres mediate the articulation of aggression? In other words, how are we to think of conventionalized forms like farce, parody, pasquil, persiflage and satire as indirect expressions of dissent or critique? Our discussions will be guided by the sense that discrepant institutional settings and medial affordances create more or less explicit, more or less vehement, more or less formalized, more or less complex expressions of disagreement. In the seminar, we hope to consider political and judicial contexts as well as literary and philosophical discourses.

Disagreement contains constructive as well as destructive potential—indeed, disagreement solicits and spurs on violence, but it is also a source of creative energies. By considering different institutions, discourses, and genres, we hope to explore the historical modalities of expressed disagreement as well as its contribution to modern pluralistic society.

Room and board will be provided during the period of the event; participants are responsible for the own cost of travel to Princeton, NJ USA. Discussions will take place in English and in German. To apply, please send an abbreviated CV and a text of max. 400 words detailing your interest in the topic no later than December 15 to: @email

 

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Dissens und Streit: Poetik, Politik, Praktiken

Oil painting of a tavern cardgame turned into an argument

Argument over a Card Game by Jan Steen (1665).

Vom Aufkommen der Spottdichtung im antiken Mittelmeerraum bis in die unmittelbare Gegenwart mit ihren Debatten über die Gewalt von Sprache waren und sind Techniken zur Artikulation verbaler Meinungsverschiedenheiten entscheidend für die Herausbildung der menschlichen Gesellschaft. In unserem viertägigen Seminar werden wir auf historisch sensible Weise die verschiedenen Möglichkeiten untersuchen, mit denen Kulturen den Ausdruck von Uneinigkeit regeln, sowie der lebenswichtigen und zugleich prekären Rolle nachspüren, die Kontroversen bei der Schaffung und Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung spielen. Wir werden uns auf das konzentrieren, was Immanuel Kant konstitutive “ungesellige Geselligkeit” genannt hat: die dynamische Spannung zwischen integrativen und desintegrativen Kräften, die die menschliche Gesellschaft erst ermöglicht. Unsere Diskussionen werden sich auf die rhetorischen Formen und institutionellen Rahmenbedingungen konzentrieren, die dafür verantwortlich sind, verbale Konflikte zu organisieren und in Formen der Konfrontation zu kanalisieren, die physische Feindseligkeiten umgehen. Darüber hinaus wollen wir uns mit den Affekten — von Wut über Gleichgültigkeit und Enthusiasmus bis hin zu Misstrauen — befassen, die derartige verbale Auseinandersetzung begleiten. Affektive Aspekte der Produktion und Rezeption polemischer Rede sind entscheidend für das Verständnis ihrer dreifachen Struktur: Die konkurrierenden Parteien wenden sich nicht nur aneinander, sondern versuchen auch, die Zustimmung einer imaginären oder konkreten Öffentlichkeit zu gewinnen. Mit anderen Worten: Die Sprache schafft ‚Öffentlichkeiten der Meinungsverschiedenheit‘, während soziale Institutionen die Grenzen zwischen Meinungsverschiedenheit und Kampf, zwischen verbalem und physischem Konflikt kontrollieren.

Ziel unserer viertägigen Seminardiskussion ist es, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie unterschiedliche historische Kontexte und Textformate höhere oder niedrigere Toleranzen für den Ausdruck von Meinungsverschiedenheiten und Kritik entwickeln. Zu den Leitfragen des Seminars gehören: Was ist ein unzumutbarer oder illegitimer sprachlicher Angriff zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort? Welche rhetorischen oder sozialen Machtstrukturen regeln das Explizieren/Aussprechen von Differenz? Was sind die sozialen Auswirkungen unerlaubter Kritik? Wie organisieren unterschiedliche historische Milieus die Zirkulation konträrer Aussagen oder Meinungen? Wie vermitteln literarische Texte und literarische Gattungen Aggression? Inwiefern sind konventionalisierte Formen wie Farce, Parodie, Pasquill, Persiflage und Satire als Ausdrucksformen von Dissens, Kritik oder Aggression zu verstehen? Unsere Diskussionen werden von der Intuition geleitet, dass unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen und mediale Möglichkeiten unterschiedlich explizite, vehemente, formalisierte und komplexe Ausdrucksformen der Meinungsverschiedenheit hervorbringen. Zu berücksichtigen sind in diesem Seminar sowohl politische und juristische Kontexte als auch literarische und philosophische Diskurse.

Meinungsverschiedenheiten haben — so die Ausgangshypothese des Seminars — sowohl ein konstruktives als auch ein destruktives Potenzial. Meinungsverschiedenheiten können zu Gewalt aufrufen oder sie anspornen, aber auch zu einer Quelle kreativer Energien werden. Durch die Betrachtung verschiedener Institutionen, Diskurse und Genres wollen wir die historischen Modalitäten des Dissens sowie seines Beitrags zur modernen pluralistischen Gesellschaft untersuchen.

Für Kost und Logis während der Veranstaltung wird gesorgt, wohingegen die Reisekosten von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu übernehmen sind. Wenn Sie sich für das Summer Seminar bewerben möchten, senden Sie bitte eine kurzes CV und einen Text von etwa 400 Wörtern, in dem Sie Ihr Interesse an dem Thema darlegen, bis zum 15. Dezember an folgende E-Mail-Adresse: @email

 

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Pu and LMU logo

German Department Princeton logo with LMU logo

Sponsored by Princeton University German Dept and LMU Munich.

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